Buch-Tipps: Factfulness und Homo Deus

Buch Factfulness von Hans Rosling

Zwei Titel, die jetzt schon zu Klassikern geworden sind. Bei Hans Rosling geht es generell um unsere westliches Weltbild und das richtige Lesen von Statistiken. Yuval Noah Harari hingegen beschäftigt sich mit der möglichen Zukunft der Gesellschaft.

Factfulness: Ten Reasons We’re Wrong About The World – And Why Things Are Better Than You Think. Von Hans Rosling

Das Buch bekam ich zum Geburtstag von eine guten Freundin. Der Name war mir bekannt, aber ich hatte noch nichts von Hans Rosling gelesen. Dafür aber seinen Ted-Talk über Statistiken vor längerer Zeit gesehen. Dieser hat mittlerweile mehr als 14 Millionen Views und ist absolut sehenswert. Wie auch immer: Das Buch des schwedischen Arztes ist sehr unterhaltsam geschrieben – und ein wahrer Wissensbrunnen. Immer wieder wird man als Leser mit Vorurteilen konfrontiert und bekommt dann prompt erklärt, warum alles ganz anders ist.

Ein Beispiel, das mir im Kopf geblieben ist: Was bedeutet es, dass in zahlreichen nordafrikanischen Ländern (z.B. Marokko) viele halbfertige Häuser stehen, bei denen das obere Stockwerk nicht wirklich fertig gestellt wurde?

Mir war dieses Phänomen bei Besuchen in Marokko ebenfalls aufgefallen und ich hatte, wie wahrscheinlich die meisten Touristen angekommen, dass die Arbeiter eher langsam seien und letztlich den Besitzern in diesen wohl ärmeren Vierteln das Kapital für den Bau ausgegangen sei. 

Doch Rosling widerlegt: Es ist ein positiver Aspekt einer wachsenden Mittelschicht. Die Besitzer bauen ihr Haus und legen jeden verdienten Dirham nach und nach in neue Ziegel und Beton an. Daher dauert es einige Jahre, bis auch das Obergeschoss fertig ist. Der Hintergrund: Alles bis auf einen Zeitpunkt anzusparen ist ein zu hohes Risiko, denn nicht jeder Bürger hat Zugang zu sicheren Banken. Das Baumaterial einfach zu lagern wäre ebenfalls riskant, denn es könnte geklaut werden. Also wird nach und nach gekauft und gleich verbaut – bis das komplette Haus, in dem die Familie natürlich durchgehend wohnt (Untergeschoss), fertig ist. Es heißt aber auch, dass diese Gegend in sich gesehen gut funktioniert. Denn die Bevölkerung kann investieren.

Sehr interessant ist auch das Projekt “Dollar Street” der von Rosling, seinem Sohn Ola und seiner Schwiegertochter Anna gegründeten Stiftung Gapminder: Hier werden die Monats-Budgets verschiedenster Familien weltweit aufgeschlüsselt, und über Bilder dargestellt, wie diese Menschen jeweils leben (anhand von Schlafzimmer, Toilette, Küche, Fortbewegungsmittel etc.).

 

Fazit: Ein tolles und wichtiges Buch, das zum Nachdenken und Verstehen gleichermaßen anregt. Man fängt an, Dinge wieder zu hinterfragen und merkt, dass nicht alles so klar und simpel ist, wie man oftmals annimmt.


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Homo Deus: A Brief History of Tomorrow. Von Yuval Noah Harari

Der Titel ist eigentlich schon ein Klassiker und sicherlich schon x-fach besprochen. Aber ich gebe dennoch meinen Senf dazu ab, denn ich erinnere mich gerne daran, wie ich es las. Ich hatte mir das Buch im vergangenen Herbst in einer exzellent sortieren Buchhandlung in Lissabon auf Englisch gekauft und dann in wenigen Tagen verschlungen. Dabei saß ich dann meistens auf einem der schönen Spots wie dem Miradouro de São Pedro de Alcântara, trank im Sonnenschein Espresso oder Sagres und vertiefte mich in die Gedankenwelt von Harari. Stunden später ging es per Jump-Bike oder E-Roller durch die Stadt zu einer Verabredung oder einem weiteren Ausflug, ehe am Abend in der Altstadtwohnung wieder “Homo Deus” gelesen wurde. Für mich grenzte das schon ein wenig an Zukunft: Nur mit dem iPhone bewaffnet kann man in einer fremden Stadt mit unbekannter Sprache eigentlich alles machen. Portugiesisch verstehen dank der Google-App, Transportmittel problemlos buchen und nutzen (Uber, Line, Circ), bestens bewertete Restaurants besuchen (Tripadvisor), individuell wohnen (Airbnb) und schließlich für kleines Geld wieder zum Flughafen gebracht werden. Klar, dass dies seit Corona vielleicht etwas anders aussieht.

Aber zurück zu Harari: Es geht um nichts geringeres als die Zukunft der Menschheit. Allerdings gewohnt kritisch und mit wissenschaftlichem Anspruch, ohne unlesbar zu sein. Die Szenarien der Technologisierung sind teilweise etwas düster, aber durchaus zutreffend. Zudem hat der Autor aus meiner Sicht einfach einen irren Weitblick und verheddert sich nicht im Klein-Klein. Gerade in der jetzigen Zeit, wo sich alle sehr wichtig nehmen und ständig gestresst sind, ist der perspektivische Blick auf die Entwicklung der Gesellschaft sehr erfrischend. Ich bin gespannt, was wir in 100 Jahren über die Corona-Pandemie in den Geschichtsbüchern lesen. Die Digitalisierung – und hier vor allem das Leben mit dem Smartphone oder vergleichbaren Geräten – wird auf jeden Fall ein großes Kapitel bleiben.


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PS: Bücher sind dir zu teuer? Dann check mal deine Stadtbücherei aus. In so ziemlich jeder kleinen Stadt gibt es eine, in der du dir nahezu kostenlos (die Jahresgebühr beträgt maximal 20 Euro) unzählige Bücher ausleihen kannst. Ich mache das, seitdem ich ein Kind bin – und habe eigentlich nie damit aufgehört. Klar kaufe ich mir auch gerne mal ein Buch, aber eine Bücherei ist einfach ein besonderer Ort, der für alle erreichbar ist.

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