Max Schauerte gründete 2008 mit Daniel Schönecker eine Gin-Destillerie mitten in der Maxvorstadt. Mittlerweile ist das Unternehmen auf 25 Personen angewachsen und produziert auf 1.500 qm in einer ehemaligen Kartoffelbrennerei in Aschheim. Hauptsächlich Gin natürlich, aber auch Wodka und einen Likör. Kompagnon Daniel Schönecker ist vor Kurzem ausgestiegen, seitdem ist Max Schauerte alleiniger Geschäftsführer von The Duke Gin.
Salt on Wood: Wie kamt Ihr auf die Idee, Euren eigenen Gin zu destillieren?
Max Schauerte: Das liegt jetzt neun Jahre zurück. Damals habe ich mich mit meinem Kompagnon zusammengetan. Wir hatten Lust, etwas Handwerkliches zu machen. Der Gedanke war, die gesamte Fertigungskette in der Hand zu haben. Eine romantische Idee. Die zweite Motivation war die Selbstständigkeit. Die Herausforderung bestand darin, dass wir als Quereinsteiger gestartet sind. Ich denke, generell gibt es immer auch einen weiteren Push-Faktor, eine Art negative Motivation: Die Unzufriedenheit mit dem, was man gerade macht. Dazu kommt die Neugierde. Wenn diese beiden Faktoren zusammenkommen, kann oft etwas Neues entstehen.
Salt on Wood: Was hast Du gemacht, ehe Du Gründer wurdest?
Max: Ich habe eineinhalb Jahre bei meinem Vater in der Firma gearbeitet. Da gab es auch eine schöne Perspektive, aber ich wollte mich nicht als Sachbearbeiter meines Vaters hocharbeiten. Das hätte sicherlich eine ganze Weile gedauert. Im Rückblick bin ich froh über meine Entscheidung, aber damals war es natürlich nicht absehbar, wie sich das alles entwickeln würde.
Salt on Wood: Und davor studiert? Kanntest Du Deinen Mitgründer vom Studium?
Max: Ja, Geschichte und Politik. Daniel kannte ich schon privat, er hat mal als WG-Mitbewohner mit mir gewohnt. Wir dachten damals: Wenn man eine WG übersteht, dann kann man auch eine Firma gründen. Eine WG ist ja ein bisschen wie ein Startup.
Salt on Wood: Wie viele Flaschen verkauft Ihr im Monat?
Max: Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten möchte. Ich sage es mal andersrum: Wir sind ein Betrieb mit 25 Mitarbeitern, die dieser auch braucht. Langsam kommen wir in eine mittelständische Richtung. Als Produktionsbetrieb, wenn man alles selber macht und keine bloße Auftragsherstellung betreibt, ist es zwingend nötig, eine gewisse kritische Größe zu haben. Bei der Produktion in Deutschland ist dass das Minimum, um sauber und effizient arbeiten zu können.
Salt on Wood: Seid Ihr aus Deiner Sicht noch ein Startup oder schon eine Mittelstandsunternehmen?
Max: Ich würde sagen: beides. Wer hier die Querköpfe sieht und die Leute, die richtig Bock drauf haben – das hat schon diesen Startup-Charakter. Ich möchte diesen auch so lange, wie es nur geht, beibehalten. Aber ich merke, das sich ab einer bestimmten Größe viele Zwänge ergeben, sei es wegen Bürokratie, Abläufen oder im Bereich der Organisation. Insofern sehe ich uns irgendwo dazwischen.
“Ich habe das große Glück, dass ich ein Produkt mache, das mir gefällt.” Max Schauerte von The Duke Gin
Salt on Wood: Wie kommen neue Mitarbeiter ins Unternehmen?
Max: Das ist noch ausbaufähig, aber ein sehr spannendes Thema. Wie nutzen soziale Medien, Freunde, aber rekrutieren auch über die Uni. Ganz interessant ist, dass viele Mitarbeiter für qualifizierte Jobs als Praktikanten anfangen. Hierzu ein klares, politisches Plädoyer für diesen Einstieg: es funktioniert bei uns. Fast alle sind in eine Festanstellung übernommen worden. Auch bei Hilfsarbeitern, die das nur nebenbei machen – also abfüllen oder etikettieren zum Beispiel -, haben wir tolle Leute mit vielen Talenten gefunden. Wir sparen uns so jegliche Probezeit, denn wir wissen genau, was die Leute machen und wie sie ticken. Wir wachsen sozusagen organisch: Die Mitarbeiter finden von unten nach oben in das Unternehmen.
Salt on Wood: Wie muss man sich deinen Alltag im Büro vorstellen?
Max: Es ist jeder Tag komplett anders. Aber mein Hauptjob ist die Kommunikation. Ich gehe von Abteilung zu Abteilung und checke den Stand der Dinge. Wahrscheinlich bin ich bei Details wie Produktentwicklung noch viel zu sehr persönlich eingebunden, weil ich da ein Perfektionist bin und mir das auch Spaß macht. Aber eigentlich geht es darum, den Laden zusammenzuhalten. Dazu kommen Organisation, Prozessoptimierung und Geschäftsentwicklung – aber vor allem die Kommunikation.
Salt on Wood: Ihr seid mit der Brennerei aus der Maxvorstadt mit etwa 300 Quadratmeter Fläche nach Aschheim auf riesige 1.500 Quadratmeter gezogen. Mittlerweile hat The Duke 25 Angestellte. Wie hoch war das Risiko für die Investitionen? Das war sicher ein großer Schritt …
Max: Es gibt meistens einen natürlichen Drang zu wachsen. Aber, ganz ehrlich, es gab auch einen Zwang zu wachsen. Wir waren am absoluten Kapazitätslimit, während gleichzeitig unsere Kosten, von Verwaltung bis Marketing, in allen Bereichen enorm gestiegen sind. Das mussten wir irgendwo auffangen. Unsere alte Location in Maxvorstadt war weder logistisch noch vom Platz her dafür bereit. Wir waren also gezwungen, eine neue Bleibe zu suchen. Das haben wir dann richtig gemacht. Stichwort Behörden: Es hat unfassbar viel gekostet, die ganzen Auflagen einzuhalten. Brandschutz, Sicherheit bei der Produktion, Lebensmittelvorschriften. Da muss man ins finanzielle Risiko gehen. Am Anfang gab es wenig Wettbewerb und wir waren unerfahren. Jetzt gibt es viel Wettbewerb, dafür haben wir Erfahrung. Man braucht jedoch einen Betrieb, der eine gewisse kritische Größe hat. Ich sehe dazu wenig Alternativen, sonst hat man langfristig keine Chance.
Salt on Wood: Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?
Max: Es ist natürlich schön, etwas wachsen zu sehen. Mit persönlich macht die Prozessoptimierung wahnsinnig Spaß. Daran zu tüfteln und aus vielen Mosaiksteinen kristallisiert sich dann ein Prozess oder Produkt heraus. Wenn man letztlich etwas am Reissbrett entwirft und später dann in Realität sieht. Ich habe zudem das große Glück, dass ich ein Produkt mache, das mir gefällt.
Salt on Wood: Auf was bist Du besonders stolz?
Max: Ich finde es einen schönen Punkt, dass wir es bis jetzt geschafft haben ohne Business Angels über die Runden zu kommen. Zwar kredit-gestützt, aber immerhin. Das muss man auch erst mal schaffen, dass einem die Banken das Geld dafür geben. So haben wir uns eine kleine, aber feine Autarkie geschaffen.
Info: The Duke Gin
Die Destillerie in Aschheim kann man im Rahmen von einer Führung besuchen (Kosten: 25 Euro, Dauer circa 2h). The Duke Munich Dry Gin kostet knapp 30 Euro für 0,7L. Gibt es auch in zahlreichen Bars in ganz Deutschland sowie im Fachhandel.
Einen Buchtipp gibt es von Max auch noch: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch von Alexander Solschenizyns (erhielt 1970 den Nobelpreis für Literatur). „In dem Roman geht es um jemanden, der im Gulag ist und es dennoch schafft, in einer an sich völlig aussichtslosen Situation ein Stück vom Glück zu finden. Ich glaube, wenn man sich ein bißchen im Leben einrichtet, das man führt, erlangt man schon mal eine gewisse Zufriedenheit. Ein Tipp für ein Business-Buch habe ich nicht, diese versuche ich generell zu vermeiden.“