Kreuzfahrt meets Start-up: Knapp zwei Wochen auf einem riesigen Dampfer über den Atlantik nach Brasilien. Hört sich schlimm an, ist aber genial!
Eine Kreuzfahrt. 13 Tage lang über den Atlantik. Von Barcelona ins brasilianische Recife, wo gerade auch noch ein sehr rechts orientierter Präsident die Macht übernommen hat. Klang für mich zu Beginn eher nach Bestrafung als nach Spaß. Wäre da nicht dieser eine Twist, der den Trip zu einer wahren Sehnsuchtsfahrt macht. Und der heißt Nomad Cruise. In diesem Fall #7. Ja, bereits zum siebten Mal begab sich eine Gruppe “digitaler Nomaden” auf ein Kreuzfahrtschiff, einen etwas abgerockten Dampfer von Pullmantur Cruises, und verbrachte viel Zeit zusammen.
Der Clou dabei: Die 13 Tage sind vollgepackt mit Programm. Wer will – und ich wollte unbedingt – kann sich jeden Tag mehrer Stunden Vorträge (“Talks”) von erfolgreichen Gründern und Start-ups anhören, dann in meist etwas kleinerer Runde pragmatische Lösungen für verschiedenste Themen finden (vom Trading mit Krypto-Währungen bis hin zu “Hacking Sex”). Abends nach dem Dinner ging es dann mit unzähligen Meet-ups weiter. Anbei nur ein paar Gesprächsgruppen, die ich nach dem Dinner noch besucht habe: NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren), Financial Freedom mit Rakesh Shah, Strategien für Amazon FBA und E-Commerce … Man merkt, alles dabei.
Bei den Talks vor meist 200 bis 300 Zuhörern haben mich am meisten Gitarren-Gott Tobias Rauscher (Gitarren-Akademie), Youtuberin Anja Winter (Learn German with Anja), AirBnb-Hacker Bastian Barami (Officeflucht) und die junge Unternehmerin Julia Shem (zu hören im Podcast The Maverick Show) begeistert. Ach ja, die Nomadensprache an Bord ist natürlich Englisch, da das Teilnehmerfeld durchaus international ist (größte Gruppe: Deutschland vor Holland).
Kein Internet, aber jeder kennt ja “The 4-Hour Workweek”
Interessant dabei: Auf der Cruise gab es eigentlich kein Internet, beziehungsweise nur eine relativ teure und schlechte Verbindung per Satellit. Dieses digitale “Detoxing” tat dem ganzen aber keinen Abbruch, denn dadurch tippten die sonst so digitalen Teilnehmer weniger auf ihren Social Feeds und in ihren Mail-Programmen herum und konzentrierten sich lieber auf die Vorträge oder Gesprächspartner. Natürlich braucht man dafür ein überwiegend automatisiertes Geschäftsmodell. Andererseits wurden hier so viele Modelle für das Beziehen eines passiven Einkommens gezeigt, dass man, wenn man denn wirklich keines hatte, schnell lernen konnte, selber eines aufzusetzen. Die Zahl der Nomaden, die das Buch “The 4-Hour Workweek” von Tim Ferriss nicht mindestens ein Mal gelesen hatte, ließ sich wohl an einer Hand abzählen.Der Ablauf auf der Cruise: Sport, Talks und viel zu tun
Natürlich sind die meisten Nomaden ziemlich sportlich. Bio Hacking ist ja auch so ein Stichwort, auf das viele ortsunabhängige Unternehmer anspringen. Ab 6 Uhr sah man die Sportler, zu denen ich mich auch eher zähle, beim Workout, auf der Yoga-Matte oder beim Meditieren. Für ein paar andere war es die Zeit, um aus der Disko in die Kabine zu finden. Für jeden das seine. Zudem konnte man sich beim Salsa, Ecstatic Dance oder Acroyoga ausprobieren, das Teilnehmer der Cruise kostenlose unterrichteten. Sogar einen Paddle Court gab es auf dem Schiff, der sich auch mit meinen Frescobol-Schlägern bespielen ließ.Bei der siebten Auflage der Nomad Cruise, die von dem Deutschen Johannes Voelkner ins Leben gerufen wurde, gingen knapp 500 Nomaden an Bord. Eine Rekordzahl – und eine so große Gruppe, dass man es trotz der knapp zwei Wochen nicht schaffte, mit jedem Teilnehmer ein persönliches Gespräch zu führen. Daher war das Programm umso wichtiger. Denn hier konnten die Nomaden ihre Interessen nochmals besser kanalisieren und so auch gleichgesinnte Reisende finden. Denn nachdem die Sovereign sicher den Hafen von Recife erreicht hatte, ging es erst richtig los.
Freundschaften, Geschäftsbeziehungen und sogar einige Liebschaften hatten sich unter den “Digital Nomads” entwickelt, die bei weiteren Trips in Brasilien noch vertieft werden wollten. Auf dem Plan standen – denn diese waren im Vorfeld von der Nomad-Crew als Empfehlungen herausgegeben worden -, Porto de Galinhas, Pipa, Jericoacoara und schließlich Rio de Janeiro. Natürlich hatten viele auch ihre eigenen Ideen, aber an den empfohlenen Orten gab es regelmäßige “Reunions” und die Gewissheit, dass Gleichgesinnte zu finden, die nicht nur jeden Tag Party machen wollen, sondern auch einer (digitalen) Arbeit nachgehen.